Mittwoch, Dezember 20, 2006

Im Nachbarhaus


Eines Tages stand die Kellertür des verlassenen Nachbarhauses einfach offen und uns war, als flüstere hinter ihr eine Stimme: "Pssssst! Kommt rein, traut euch. Es wartet ein Geheimnis auf euch!"
Im selben Moment schrillte in unserem Kopf plötzlich eine Alarmglocke und eine blecherne Megafonstimme sagte: "Halt! Stehenbleiben, Polizei! Sie sind kurz davor, Hausfriedensbruch zu begehen, Sie sind kriminell!"
Doch da war es wieder, das Flüstern hinter der Kellertür. Wir ließen uns von ihm verführen und hinforttragen, geradewegs in das modrige Dunkel des gemauerten engen Ganges hinein.
Das Licht der Taschenlampe war kurz vor dem Erlöschen und warf nur einen schwachen gelblichen Schein auf all das Gerümpel über das wir hinwegstiegen. Hat da nicht eben was geraschelt? Da ist schon die Kellertreppe, schnell rauf ins Tageslicht des Treppenhauses.
Überall bröckelt die Farbe vom Jugendstilgeländer und die 70er Jahre Tapete löst sich.
Das Erdgeschoss war bis auf die großen rosafarbenen Kachelöfen komplett leergeräumt. Doch der erste Stock lockte schon und belohnte uns mit einer alten Badewanne mit Füßen. Im zweiten Stock stießen wir schließlich auf Möbel. Es hätte uns nicht sonderlich überrascht, auf dem Sofa einen alten Mann sitzen zu sehen. Man spürte deutlich eine Art Anwesenheit im Raum, doch da waren nur wir. Zwei Türen der Wohnung im dritten Stock waren verschlossen und wollten ihr Geheimnis nicht preisgeben. In der Wohnung links war die Decke eingestürtzt und das Sofa aus dem vierten hing nun in extremer Schräglage scheinbar schwerelos im Zimmer.
Da, die Leiter die aufs Dach führt, lass uns hochsteigen! Oben ein befreiender Blich über unser Viertel. Schornsteinfegergefühle. Alle Beklemmung die eben noch an uns haftete ist fort, einfach zur Dachluke hinausgeflogen. Jetzt aber nachhause. Eine halbe Stunde später sitzen wir in unserer Küche und schauen durch das Fenster auf unser verlassenes Nachbarhaus. Für einen Moment scheint es, als winke uns jemand durch die vergilbte Fensterscheibe des Wintergartens zu...

Sonntag, Dezember 10, 2006

An der Bushaltestelle bis nach Panama gesehen.



Heute morgen an der Bushaltestelle gestanden und in den nun offenen Himmel über dem ehemaligen Strassenbahndepot in Bornheim gestarrt. Plötzlich den Geruch von Salz und Meerluft in der Nase gehabt und sofort an einen Strand am Atlantik in der Nähe von Lissabon gedacht. Gehört wie der Wind die rote Fahne gegen die Metallstange schlägt. Gespürt wie der Sand unter den Füßen immer feuchter wird, weil die Wellen bis an das Strandtuch fließen.
Wahrgenommen, wie der Freund sagt: "Komm, lass uns jetzt raus und bis nach Panama schwimmen." Gelacht. Getaucht und dann kräftig geschwommen, die rote Fahne als Orientierung im Augenwinkel. Ganz schnell auf der Höhe der Surfer gewesen, die Blicke richtig interpretiert. Zurück geschaut und als Erster wieder umgedreht. Mehrere Panikattacken auf dem Weg zurück gehabt und heilfroh gewesen als der Sand wieder greifbar war. Zum Freund gesagt: "Panama ist bestimmt wunderbar."

Freitag, Dezember 01, 2006

Da, wo man Victor Jara liest und unweigerlich an Freundeskreis denkt.




Da, Leipzig, Ortsteil Lindenau, Gemarkung Plagwitz, wie es so schön heißt. 26.11.06, genau 21.24Uhr.

"Oh wie schön ist Panama!"


Ich schließe mich der Reihe "Bilder unserer Heimatstadt" an.
(Wildpark Leipzig, 27.11.2006)