Sonntag, Februar 25, 2007

Romananfangsammelalbum I : Isabella Rossillini und Sylter Fischbuden

Früher habe ich das oft gemacht, bei Hugendubel in der Innenstadt sechs bis acht Bücher genommen und in der roten U-Sofa-Ecke die ersten Seiten aufgeschlagen. Den Anfang gelesen, so zwei oder drei Sätze, dann zufällig in der Mitte ein Teil gelesen und noch irgendwo vor dem Ende ein paar Sätze. Meine Kaufentscheidung berief sich letztlich auf diesen Eindruck. Das war auch richtig so, fand ich damals, denn ein gutes Buch verweist an jeder einzelnen Stelle auf seine Qualität. Oder um es anders zu sagen, ein paar Sätze verraten dir, was du bekommt, wenn du dich für dieses Buch entscheidest. Zumindest erhältst du eine leise Ahnung davon. Heute würde ich dies, nur eingeschränkt gelten lassen. Es gibt Romane, deren Beginn einen mühsam blättern lassen, teilweise geht das 50 Seiten so. Manche werden auch auf Seite 51 nicht besser, aber andere, die fesseln danach umso mehr. Wie auch immer, leugnen lässt sich jedenfalls nicht, dass ein Zusammenhang zwischen dem Anfang eines Romans und dem Rest besteht. Aus welchem anderen Grund findet sich auf vielen Büchern der erste Satz auf dem Buchrücken als Anreiz zum Aufblättern.
Da Briefmarkenalben jeder sammelt und mir gerade langweilig ist, fange ich jetzt an Romananfänge zu sammeln.
Den ersten habe ich schon mal.

"Also, es fängt damit an, daß ich bei Fisch-Gosch in List auf Sylt stehe und ein Jever aus der Flasche trinke. Fisch-Gosch, das ist eine Fischbude, die deswegen so berühmt ist, weil sie die nördlichste Fischbude Deutschlands ist. Am obersten Zipfel von Sylt steht sie, direkt am Meer, und man denkt, da käme jetzt eine Grenze, aber in Wirklichkeit ist da bloß eine Fischbude."

Der ist von Christian Kracht, Faserland. Nachdem er sein Bier ausgetrunken hat und mit geerbt reichen Beteiligungsverweigerern an Sylter Stränden Scampis mit Knoblauchsoße isst, bis ihm schlecht wird, träumt er morgens um acht im Flieger nach Frankfurt mit Isabella Rossellini* Kinder zu haben und nachts wach zu liegen, um den Kindern beim atmen zu zuhören.

"Und nachts würden wir beide im Bett liegen, die Kinder im Nebenzimmer, und wir würden auf ihr gleichmäßiges Atmen hören, leicht gedämpft, weil die Kinder immer einen Schnupfen haben, wegen dem Wetter, und dann würde ich mit meinen Händen Isas Beine anfassen und ihren Bauch und ihre Nase."
Ich weiß nicht wie diese Dinge zueinander passen, allerdings weiß der Roman das auch nicht und gerade deshalb und wegen dem Anfang ist dies einfach ein guter Roman.


*Isabella Rossellini ist eine italienische Schauspielerin und die Tochter von Ingrid Bergmann, der schwedischen Schauspielerin, die mit Bogart in Casablanca und so. Jedenfalls das ist sie:

Komischerweise schreibt Kracht sie einmal mit zwei ‚ll‘ und zweimal mit einem ‚l‘. Warum, das weiß ich nicht. Geschrieben wird sie auf jeden Fall mit zwei ‚ll‘.

Mittwoch, Februar 21, 2007

Durchsicht nach draußen.

Da sind normalerweise hohe Häuser die in den Himmel ragen. Nun ist der Himmel runter gekommen. Trist und kalt, trüb und zugig. Doch schon ein bisschen unangenehm. Aber Gegenmaßnahmen werden getroffen! Sei es der warme Kaffee im gläsernen Kaufhaus oder der gebuchte Flug nach Lisboa. Neidisch bin ich ja schon, geb ich zu. Eins ist klar: der Bericht dieser Reise wird in Leipfurt sehnsüchtig erwartet. Aber erstmal viel Spaß und guten Flug.

Dienstag, Februar 06, 2007

Der Erfolg kommt.


Nein, das soll kein Lamento geben wie: Ja wo denn? Wo ist er denn der Erfolg? Nein, das wäre viel zu simpel. Es geht um die Frage: Warum steht dieses Auto vor der vernachlässigten Uni Frankfurt im Panorama mit Bibliothek und ehemaligem Bockenheimer Depot? Dieser Kastenwagen so eintönig grau und dann in unauffälliger Platzierung dieser Schriftzug. "Ja, richtig!" Ein visuelles Synonym. Ein Beweis das nichts auf dieser schönen Welt aus Zufall da ist. Okay, der Fahrer kann zufällig diesen Parkplatz gefunden haben, aber etwas hat ihn an diesen Ort geführt. Und wenn es die kroatischen Cevapcici aus der Mensa waren. (Zugegeben dieses Szenario scheint eher unwahrscheinlich.) Zurück zum Synonym. In dieser scheinbaren ChaosUniUmbruchphase, die im Zuge der "Modularisierung"(="Diplom, mein Lieber? Is nich, DU BIST BACHELOR!") die Gänge vor den Sekretariaten zu Schauplätzen dramatischer Szenen verformt, ist Eines sicher: Die Uni bewegt sich wie dieser Kastenwagen, rechts auf dem Standstreifen, kurz vor der nächsten Reifenpanne, dem nächsten Getriebeschaden, weil die Kupplung nicht richtig durchgedrückt wurde. Ehrlich gesagt ist die Uni dieser Kastenwagen. Unauffällig, vernachlässigt und mit einem deplatzierten Schriftzug, der wohl zur "self-fullfilling -proficy" reifen soll.