Montag, Mai 21, 2007

ZEITung zum Verlesen.

Die ZEIT vom letzten Donnerstag titelt:
1968 Wie alles anfing.

Hinten im Feuilleton haben die Autoren der ZEIT drei Seiten voll geschrieben. Viel versprechend beginnend mit einem langen Artikel, Titel: "Der Sommer, in dem unser 68 begann.". Außerdem beantworten verschiedene ZEIT-Artikler sieben Fragen zur Legende und Wirklichkeit von 68. Dort finden sich ein paar Sätze, die an dieser Stelle einfach zitiert werden müssen.
Patrik Schwarz zum Beispiel geht der Frage nach "Wurden die RAF und ihr Terror durch die 68er erst möglich gemacht?" Er kommt zu der ziemlich eindeutigen Antwort:

"Ja, die 68er haben die RAF und ihren Terror erst möglich gemacht, denn ohne den Zeitgeist von 68 ist die RAF schwer denkbar. Sind darum die 68er schuld am Terrorismus? Nein, denn je mehr die RAF zur RAF wurde, umso weniger war sie ein Ausdruck von 68."
Das sind noch nicht die Sätze, die des Zitierens unbedingt wert sind. Die kommen jetzt. Gleich darauf schreibt er nämlich:
"68 ist die Geschichte einer Rebellion und ihrer stufenweisen Selbstzivilisierung. Die RAF ist die Geschichte einer Selbstzerstörung, die immer blutigere Ausmaße annahm."

Gleich über diesen wirklich, wirklich tollen Sätzen beantwortet ein weiterer Autor, Christian Staas, die Frage: "Hat die APO den Marsch durch die Institutionen geschafft?" ziemlich schnell:
"Mag sein, dass ein paar 68er erfolgreich durch die Institutionen marschiert sind und dies die Institutionen verändert hat. Weit mehr noch aber dürften die Institutionen die 68er verändert haben."
Der Frage liegt ein klein wenig ein Vorwurf inne, der meist aus konservativem Munde kommt.
"68 erscheint ihnen [den Konservativen] [...] als ein gewaltiges Ereignis, nur unter verkehrten Vorzeichen: nicht als Aufbruch, sondern als Katastrophe. Werte kaputt. Familien kaputt. Arbeitsmoral kaputt."

"1968 ist so in der Debatte der vergangenen Jahre von einem historischem Datum zu einem Synonym für die problematischen Aspekte der kulturellen Modernisierung geworden."
Dabei liefert, so der Autor, -und jetzt kommt ein Satz, der den anderen von Patrik Schwarz fast noch in den Schatten stellt, der 68er-Hass "den nötigen Kitt, um in heiterer Schizophrenie Wertkonservatismus und Wirtschaftsliberalismus zu verbinden."
So schön wurden die Motive der Neokonservativen, meiner Kenntnis nach, wirklich noch nicht beschrieben.
Ist das nicht beruhigend?

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